Kann man mit einem simplen Screenshot Mediengeschichte schreiben? Zwar ist der Anlass sehr traurig und verurteilungswürdig, aber einer Gruppe Internetfreaks scheint es gelungen zu sein, Polizei und globale Medien erfolgreich zu foppen. Krautchan heißt das deutschsprachige Imageboard, auf dem Tim K. – der Amokläufer von Winnenden – angeblich seine Tat einem User namens „Bernd“ angekündigt hatte. Was Polizei und Presse offenbar nicht wussten: „Bernd“ ist der Name aller Boarduser ohne Nutzernamen und das deutsche Pendant zum englischen Anonymous. Oder anders ausgedrückt: Bei Krautchan ist jeder User zunächst ein Bernd.
Imageboards sind düstere Kreativschmieden des Internets. Oft zynisch und meist geschmacklos. Immer wieder schwappen von dort aus Trendwellen über die Onlinewelt und schaffen manchmal auch den Sprung in unser Offline-Dasein. Leider gilt dieser Effekt auch für negative Bewegungen. Es war ein sehr übler Scherz, den ein User von Krautchan seinen Foren-Kollegen gespielt hatte. Aber für die User dort war das Codewort in der Nachricht „An alle Bernds“ entschlüsselbar. Sie verstanden, dass es sich wahrscheinlich um eine Fake-Nachricht handelte. Nur leider die vielen Journalisten nicht, die übereilig die Informationen zu einer Sensationsnachricht verarbeitet haben.
Trends, die im Internet geboren werden sind häufig etwas wunderbares – das weiß ich sehr zu schätzen. Aber oftmals lohnt es sich, einen Blick auf die Quelle zu werfen, weil einiges davon unwahr ist. Wie lautete die Regel? Verwende für jede Nachricht, die Du verfasst, drei unabhängige Quellen, vergleiche ihre Angaben und nutze dabei Deinen Menschenverstand.
3 Leser haben zu " Ankündigung zum Amoklauf ein Fake? Die Medienmacht der Bernds" einen Kommentar geschrieben