Ben Wilson bemalt liebevoll jene Überbleibsel, die andere durchkauen und auf Londons Straßen spucken. Aus festgetrockneten und plattgetrampelten Kaugummis zaubert er bunt bemalte Reliefs. Diese winzigen Kleinode, die auf dem Asphalt kleben, waren vor einigen Jahren der britischen Polizei ein Dorn im Auge. Sie nahm den Künstler Wilson fest, weil er mit seiner Bemalung Sachbeschädigung betrieb. Anscheinend ist jedes ausgespuckte Kaugummi ein Geschenk an den britischen Staat. Und dieser bevorzugt weißen Kaugummi. Die verschönerten Objekte gibt es in Ben Wilsons Galerie zu sehen.
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Ben Wilson: Kunst aus Ausgespucktem
Philharmonie-Konzert Essen: Haydns Missa in Tempore Belli
Zu Joseph Haydns Aufgaben als Kapellmeister am Hof der Familie Esterházy gehörte es, zu jedem Namenstag der ungarisch-österreichischen Fürstin Josepha Maria eine Messe zu komponieren. So entstand im Jahr 1796 die Messe in C-Dur, Hob. XXII:9 – besser bekannt als Paukenmesse oder Missa in Tempore Belli. Diese Messe haben wir mit dem Philharmonischen Chor Essen und den Essener Philharmonikern am 16. und 17. April aufgeführt. Solisten waren Christina Clark, Ieva Prudnikovaite, Albrecht Kludszuweit und Tobias Scharfberger, Dirigent war Stefan Soltesz …
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Frohe Ostern
Euch allen ein wunderschönes Osterfest. Genießt die freie Zeit und allen, die arbeiten müssen, wünsche ich ruhige Tage. Viel Spaß beim Eier-Verstecken, Suchen, Finden und vor allem beim Eier-Essen.
Der russische Zar Alexander III. war ein ganz besonderer Eierliebhaber. 1885 beauftragte der Regent das erste Mal den Juwelier Carl Fabergé ein Schmuckei zu fertigen. Die Begeisterung der Zarenfamilie war so groß, dass Carl Fabergé Hofjuwelier wurde. Bis 1916 schenkte der Zar seiner Familie jedes Jahr zum orthodoxen Osterfest ein Fabergé-Ei. Das Krönungsei, das hier zu sehen ist, stammt aus dem Jahr 1897 und soll das kostbarste sein.
Foto: The Link of Times Cultural and Historical Foundation zur Ausstellung Fabergé in Berlin, 2005
Für lange Ohren: Musik von Lykke Li
Breaking it up – alternative live video. Filmed by: Christian Haag from Lykke Li on Vimeo.
Ganz andächtig werde ich bei der Stimme von Lykke Li und manchmal weckt sie mich auf, wie bei diesem Song. Die Schwedin mit Wohnsitz in New York hat im Sommer vergangenen Jahres ihr erstes internationales Album veröffentlicht: Youth Novels. Ich konnte mich kaum entscheiden, welche Musik ich von ihr hier posten sollte. Schön, Ihr zuzuhöhren.
Film-Kritik: Slumdog Millionär
Slumdog Millionaire from nrachkovski.com on Vimeo.
Regisseur Danny Boyle erzählt die Lebensgeschichte von Jamal, dem Slumdog, anhand einer Spielshow. Der erwachsene Jamal sitzt als Kandidat in der indischen Variante der Fernsehsendung ‚Wer wird Millionär‘ und arbeitet sich erfolgreich von Frage zu Frage. Zu jeder der richtigen Antworten erfährt der Zuschauer in einem Rückblick aus Jamals Leben etwas über die Hauptperson des Films. Jede der Lösungen ist fest mit einem Ereignis im Leben des Slumdogs verbunden. Boyle gelingt es meisterhaft, die unterschiedlichsten Bruchstücke aus der Existenz des bitterarmen indischen Jungen zu einem bunten Ganzen zusammenzufügen …
Machen Computerspiele aus Jugendlichen Amokläufer?
Ich bekenne: Auch ich habe virtuell getötet. Es hat sogar Spaß gemacht. Fast schäme ich mich, nach dem Amoklauf von Winnenden das zuzugeben. Ab und zu spiele ich Half Life, Counter Strike oder Fall Out 3. Ich bin ein ausgeglichener Mensch, grüße die Nachbarn und gebe beim Finanzamt sämtliche Einnahmen an, trotzdem fällt mir der Umgang mit Beretta, Pump Gun oder Handgranate per Mausklick leicht. Wie kann ich in der virtuellen Welt böse und in der realen so nett sein?
Können Computerspiele aus Jugendlichen Amokläufer machen? Games für den PC haben mich nie zur Gewaltausübung animiert, auch früher nicht, als ich jünger war. Doch sowohl Robert Steinhäuser in Erfurt wie auch Tim K. in Winnenden haben vor ihrem schrecklichen Amoklauf gewaltverherrlichende Computerspiele gezockt, unter anderem auch die mir bekannten Ego-Shooter. In den Medien macht die These der Gewalt produzierenden Computerspiele die Runde. Doch was war zuerst da? Das Computerspiel oder die Gewalt? Das Ei oder die Henne? …
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Ankündigung zum Amoklauf ein Fake? Die Medienmacht der Bernds
Kann man mit einem simplen Screenshot Mediengeschichte schreiben? Zwar ist der Anlass sehr traurig und verurteilungswürdig, aber einer Gruppe Internetfreaks scheint es gelungen zu sein, Polizei und globale Medien erfolgreich zu foppen. Krautchan heißt das deutschsprachige Imageboard, auf dem Tim K. – der Amokläufer von Winnenden – angeblich seine Tat einem User namens „Bernd“ angekündigt hatte. Was Polizei und Presse offenbar nicht wussten: „Bernd“ ist der Name aller Boarduser ohne Nutzernamen und das deutsche Pendant zum englischen Anonymous. Oder anders ausgedrückt: Bei Krautchan ist jeder User zunächst ein Bernd.
Imageboards sind düstere Kreativschmieden des Internets. Oft zynisch und meist geschmacklos. Immer wieder schwappen von dort aus Trendwellen über die Onlinewelt und schaffen manchmal auch den Sprung in unser Offline-Dasein. Leider gilt dieser Effekt auch für negative Bewegungen. Es war ein sehr übler Scherz, den ein User von Krautchan seinen Foren-Kollegen gespielt hatte. Aber für die User dort war das Codewort in der Nachricht „An alle Bernds“ entschlüsselbar. Sie verstanden, dass es sich wahrscheinlich um eine Fake-Nachricht handelte. Nur leider die vielen Journalisten nicht, die übereilig die Informationen zu einer Sensationsnachricht verarbeitet haben.
Trends, die im Internet geboren werden sind häufig etwas wunderbares – das weiß ich sehr zu schätzen. Aber oftmals lohnt es sich, einen Blick auf die Quelle zu werfen, weil einiges davon unwahr ist. Wie lautete die Regel? Verwende für jede Nachricht, die Du verfasst, drei unabhängige Quellen, vergleiche ihre Angaben und nutze dabei Deinen Menschenverstand.
Jeff Koons‘ pralles Riesenkaninchen
Wie oft stand ich voller Bewunderung auf dem Rummelplatz vor den Luftballonverkäufern und staunte die mit Gas gefüllten Folienkugeln an. Der amerikanische Künstler Jeff Koons hat mit seinem prallen Riesenkaninchen ein Kunstwerk ganz nach meinem Geschmack geschaffen. In der Tradition der Pop-Art widmet er sich Alltagsgegeständen. In diesem Kanickel wird wieder der allzu zarte Grad zwischen Kitsch und Kunst sichtbar. Wobei ich nicht recht weiß, ob ich dem Hasen meine intellektuelle Aufmerksamkeit oder mein Kinderherz schenken sollte. In Gedanken stelle ich mir vor, wie ich über die Kirmes laufe, mit einem Band in der Hand und hoch über meinem Kopf schwebt Jeff Koons‘ Riesenkaninchen.
Bsonderes Detail bei Jeff Koons‘ Hasen: Man beachte die Karotte. Foto via Spike Driver Blues
Lichtfaktor: leuchtende Kunst
Wandernde Wale
ARS ELECTRONICA NEUBAU from LICHTFAKTOR on Vimeo.
Bei der Künstlergruppe Lichtfaktor schlägt man sich gerne die Nächte um die Ohren. Für die Ars Electronica ließen die Lichtmaler einen Wal über eine Baustelle wandern. Dafür werden Scheinwerfer geschwungen und das ganze per Langzeitbelichtung aufs Foto gebannt. Aus sehr vielen dieser Einzelbilder entsteht der Film. Manchmal meint man sogar noch den dunklen Umriss eines der Mitglieder von Lichtfaktor auf den Bildern erkennen zu können. Diese Form von Kunst ist nur etwas für sehr geduldige Menschen. Bis so ein Wal anfängt zu laufen, sind oft gymnastische Höchstleistungen bis zum Morgengrauen notwendig. Wenn den Künstlern dann die Augen zufallen, wissen sie, dass schon am kommenden Abend das nächste Ungeheuer oder der nächste Außerirdische darauf wartet, per Licht zum Leben erweckt zu werden.
Schau mir in die Augen
Long Portrait: Nina Stotler from Clayton Cubitt on Vimeo.
Der Fotograf Clayton Cubitt erweckt seine Portraits jetzt zum Leben. Vielleicht hat er sich von Harry Potters Zauberwelt dazu inspirieren lassen. Auch dort werden Menschen auf Fotos lebendig, beginnen sich zu bewegen und reden den Betrachter an. Gespräche mit den Portraitierten von Cubitt könnten etwas einseitig geraten, trotzdem scheint es so, als beobachteten sie den Betrachter. Ich stelle mir diese Portraits in großen Digitalrahmen an hohen weißen Wänden vor. Es wäre spannend, zu sehen, wie sich Kunstwerk und Betrachter gegenseitig fixieren. Nina schaue ich gern in die Augen und lange bevor es nicht mehr erträglich ist, senkt sie ihren Blick zwischendurch kurz ab.