Wir Blogger bereichern die Welt mit Wichtigem, wie unserem Zustand und unserer Sichtweise auf die Welt. Dass nicht alle die Meinung teilen, jeder müsse wissen, was wir gerade zum Mittagessen hatten, stört uns kein bisschen. Übrigens: Ich war heute zum Adventskaffee bei meiner Schwester und es gab mit Krokant bestreute Plätzchen. Einige Leute hatten Kuchen mitgebracht, unter anderem einen Maulwurfkuchen. Nein – darin finden sich keine in Scheibchen geschnittenen Maulwürfe. Ich habe aus den riesigen Starbuckstassen meiner Schwester, die sie aus Schanghai, New York, Los Angeles oder Berlin mitbringt, Milchkaffee getrunken … das interessiert Euch nicht? Bloggen ist manchmal der nicht zu unterdrückende Drang, die Welt mit seinen Belanglosigkeiten zu belasten. Das haben schon Klügere vor mir festgestellt.
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Wir Blogger-Stars
Zwitschern bis zum Umfallen?
Twitter und seine Follower
Die Betreiber des Blogs Basic Thinking haben eine Diskussion zum Für und Wider von Twitter in Gang gesetzt. Nach meinen Erfahrungen kommen die lautesten Kritiker des Microblogging-Dienstes aus dem Lager der „Ahnungslosen“. In meinem Bekanntenkreis haben die Twitter-Ablehner generell den Dienst nie selbst ausprobiert. Frage ich nach den Gründen, heißt es, das wäre nur ein neuer Hype – ein Wort, das in Zusammenhang mit Twitter häufig fällt. Laut Basic Thinking hat Johannes B. Kerner in seiner Talkshow am Dienstag Twitter in ähnlicher Weise kritisiert.
Twitter lieben oder hassen?
Selbstverständlich dürfen wir Twitter blöd finden, wenn wir uns morgens durch 50 Tweets à la „habe gerade Kaffee getrunken“ kämpfen. Aber wir dürfen Twitter auch ab und zu großartig finden, wenn uns die Kurznachrichten über neue Trends und News auf dem Laufenden halten. Wie Kerners Talkgast Wolf von Lojewski sagte, hatte er früher auch das Internet verdammt, aber später zugeben müssen, dass er es selbst reichlich nutzt. In ähnlicher Weise haben sicherlich in der Vergangenheit Menschen Papier und Stift, Telefon oder Fernsehen abgelehnt. Doch wer Bücher generell verteufelt, weil ihm „Vom Winde verweht“ nicht gefallen hat, übersieht die Themenvielfalt des Mediums. Twitter trägt nicht die Schuld daran, wenn einige User Unsinn posten. Es hängt von Begabung, Beobachtungsgabe, Erlebnissen und Standpunkten des jeweiligen Twitterers ab, ob seine Tweets relevant für mich sind und eine Aussage haben. Immerhin haben wir einen Ausweg, den Unfollow-Button. Wer das Medium kritisiert übersieht, dass die User die Schuld an der Schwäche der Inhalte tragen.
Das Internet-Manifest
Als Thomas Knüwer und Mario Sixtus ihre 17 Punkte zum Journalismus im Internetzeitalter mit „Internet-Manifest“ überschrieben, zeigten sie damit, dass sie etwas Grundlegendes politischer Natur schaffen wollten. Ähnlich wie die Verfasser anderer Manifeste aus der Geschichte, sprechen sie im Interesse Vieler, stellen aber anders als ihre Vorgänger den Text zur Diskussion. Es bleibt spannend, denn das Internet-Manifest wird kontrovers im Netz aufgenommen und womöglich bin ich nicht die einzige, die liebend gern einen Blick in die Kristallkugel werfen würde, um eine Vorstellung der zukünftigen Medienlandschaft zu bekommen. Wer wird in zehn oder zwanzig Jahren an den Knotenpunkten der vernetzten Informationsgesellschaft sitzen?
Wir sind viele
Sicher werden die großen Medienunternehmen mit kleinen, aber erfolgreichen Publishern, vielleicht auch mit der ein oder anderen One-Man- oder One-Woman-Show um die Sahnestücke der Kommunikationslandschaft konkurrieren. Die Großen haben einen gewaltigen Vorsprung und sitzen immer noch an wichtigen Hebeln der Print- und Broadcasting-Medien. Aber wir Kleinen sind an manchen Ecken schneller, weil kein Blogger sich ein neues Konzept von der Chefredaktion und der Finanzabteilung absegnen lassen muss. Und ein wichtiger Umstand: Wir sind viele. Unter Bloggern finden sich oft Spezialisten, die mit Begeisterung über ihr Fachgebiet schreiben. Dieser umwerfenden Motivation steht der Journalist gegenüber, der oder die sich unter Umständen in das jeweilige Themengebiet erst einarbeiten muss und vielleicht der neuen EU-Milchverordnung kein so glühendes Interesse entgegenbringt wie der bloggende Milchbauer.
Eigenverantwortlicher User
Nicht nur das Schreiben und Recherchieren steht zur Debatte, sondern auch die Frage, wer in Zukunft Nachrichten bewerten und gewichten wird. Wer sorgt dafür, dass George Clooneys sexuelle Orientierung eine größere Headline bekommt, als die bevorstehende Bundestagswahl? Das werden in Zukunft noch verstärkter die Mediennutzer sein und letztendlich wird jeder einzelne noch mehr für sich alleine die Entscheidung treffen müssen, welche Nachrichten er oder sie in welchen Medien konsumiert. Kommen wir also zur zahlreich belegten These, die sich aufs Fernsehen bezieht, aber noch stärker fürs Internet gilt: „Fernsehen macht dumme Menschen dümmer und kluge klüger.“ Die Schere zwischen Wissenden und Nichtwissenden wird größer, das ist eine der wenigen Aussagen, die ich ohne Kristallkugel für die Zukunft zu machen wage.
Das Internet-Manifest beschreibt Entwicklungen, die bereits lange im Gang ist. Früher sprach man von Binsenweisheiten. Ein mit einer geschichtlich vorbelasteten Überschrift versehener Text wird daran nichts ändern. Aber Thomas Knüwer und Mario Sixtus haben uns Bloggern wieder etwas gegeben, an dem wir uns reiben dürfen. Das tue ich mit großer Freude.
Foto: pixelio.de Fotograf tommyS © Digitalfotovision
Den kompetten Text des Internet-Manifest gibt es unten nach dem Klick …