Maler zwischen Renaissance und Barock
Der Maler Caravaggio entdeckte in seinen Bildern den hochdramatischen Kontrast von hell und dunkel. Ein Spannungsverhältnis, das bis heute viele auch in Caravaggios Leben zu entdecken versuchen. Michelangelo Merisi, Caravaggio nach dem Herkunftsort seiner Familie benannt, kam 1571 in Mailand zur Welt und starb vor 400 Jahren am 18. Juli 1610 in Porto Ercole. Schon früh bildeten sich Legenden zu seiner Promiskuität und seinem Missachten der gesellschaftlichen Regeln der Zeit.
Kontrast in Leben und Werk
Caravaggios Darstellungen zeigen Heilige neben Nacktheit, Verbrechen neben Reinheit. Genauso wie in der Persönlichkeit des Künstlers große Begabung neben weniger willkommenen Eigenschaften stand. Denn erwiesen ist, dass Caravaggio mehrfach in Konflikt mit dem Gesetz kam. 1606 musste der Künstler aus Rom fliehen, weil er bei einer Auseinandersetzung einen Mann so schwer verletzte, dass dieser später starb. Caravaggio begründete vor 400 Jahren das Image des genialen Künstlers und gleichzeitigen Enfant terrible, dem zahlreiche Kulturschaffende bis heute versuchen nachzueifern.
Der Taschen Verlag hat einen Bildband herausgegeben mit Caravaggios gesamtem Werk. Zum 400. Todestag des Malers:
Caravaggio. Das vollständige Werk
Prof. Dr. Sebastian Schütze
Hardcover, 29 x 39.5 cm, 306 Seiten
99.99 Euro
Foto oben: Caravaggio, Martyrium des heiligen Matthäus, 1599/1600, Öl auf Leinwand, 323 x 343 cm, Rom, San Luigi dei Francesi, Cappella Contarelli, rechte Seitenwand
Virtuelle Rundumsicht
Die Vatikanischen Museen in Rom präsentieren Kunstliebhabern mit seefestem Magen eine Rundumsicht der Sixtinischen Kapelle im Internet. Per Maus lässt sich so ein Blick auf die berühmten Fresken auf Wänden und Decke werfen. Selbst der Boden ist in seinen Einzelheiten sichtbar und wer senkrecht aufschaut, erkennt das Michelangelo-Bild von der Erschaffung des Adams. Die Kapelle stand bereits 25 Jahre als Papst Julius 1508 Michelangelo dazu überredete, die Ausmalung der Decken der Sixtinischen Kapelle zu übernehmen. Im Gegensatz zur Vorstellung, die Maler der Renaissance hätten Deckengemälde liegend gemalt, erledigte Michelangelo seine Arbeit auf einem Gerüst aufrecht stehend, Arme und Gesicht zur Decke gestreckt. Nach über vier Jahren muss die Wirbelsäule des Künstlers sehr in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Dank der virtuellen Rundumsicht müssen wir heute nur rückenschonend auf den Bildschirm schauen, um die gesamte Pracht genießen zu können. Einzig zu schnelles Drehen des Bildes per Maus könnte uns heute noch vom Schreibtischstuhl werfen.
Hier ist der Link zur virtuellen Sixtinischen Kapelle.
Von Michelangelo gibt es einige Gedichte, in denen er seinen Schmerz erwähnt. Vorstellbar, dass er mit diesen Zeilen unter anderem auch seinen Rücken meinte:
Oft gleicht ein Bild dem Bildner mehr, o Jammer!
Als dem Modell; so bilde
Ich jetzt nur schmerzlich wilde
Entstellte Züge, klägliche Gestalten!
Dich formen will mein Hammer,
Und formt mich selbst, die Stirn voll Schmerzensfalten.
Was könnt‘ ich auch gestalten,
Da Liebe mich vernichtet,
Als diesen müden Leib voll Angst und Trauer?
(Übersetzt von Sophie Hasenclever)
Texte und Gedichte von Michelangelo Buonarroti – wie sein vollständiger Name lautete.
Idee via Ehrensenf.